Wie das Erden ("Grounding") unsere Gesundheit beeinflusst

Hast du schonmal vom sogenannten Earthing oder Grounding gehört?

Das Grounding (oder auf Deutsch „Erdung“) beschreibt den direkten Kontakt unseres Körpers mit der Erdoberfläche sowie der elektrischen Ladung, die von ihr auf diese Weise an uns weitergegeben wird. 

Denn in unserer heutigen Welt sind wir Menschen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr natürlicherweise geerdet.

Wann haben wir heutzutage schon direkten Kontakt zur Erde? Im Alltag berühren wir den Erdboden kaum – wir laufen in Schuhen mit nichtleitender Plastiksohle, halten uns in Gebäuden auf und fahren in Autos auf Gummirädern durch die Gegend. Früher war das anders und wir waren einfacher und direkter mit der Natur verbunden als in unserer heutigen Welt.

Beim Erden („Earthing“) verbinden wir uns natürlicherweise mit der Erde und ihrem elektrischen Feld. Die Erdoberfläche ist negativ geladen, wodurch sie voller freier Elektronen ist, die wir aufnehmen können. 

Der Hintergrund

Wir Menschen bestehen einfach gesprochen aus Atomen. Diese sind normalerweise neutral, d.h. sie bestehen aus negativ geladenen Elektronen sowie positiv geladenen Protonen. Wenn nun aber Elektronen verloren gehen, können sie zu sogenannten freien Radikalen werden. Freie Radikale sind instabil und versuchen deshalb, schnell mit anderen Substanzen zu reagieren. Eine Überzahl an freien Radikalen durch unseren modernen Lebensstil kann in oxidativem Stress und somit in Zellschädigungen resultieren. Dies wiederum soll bei der Entstehung vieler chronischer Erkrankungen eine Rolle spielen.

Wie wirkt nun das Grounding? 

Während des Erdens kann unser Körper die vorhandenen freien Elektronen der Erdoberfläche für sich nutzen und sogenannte freie Radikale in unseren Zellen neutralisieren.  Das Erden wirkt sich also positiv auf den Körper aus und soll allerlei Leiden verbessern. 

Die Forschung hat sich mittlerweile den Auswirkungen des Groundings* angenommen. In zahlreichen Studien konnten positive Effekte wie reduzierte Entzündungswerte und Schmerzen sowie ein verbesserter Schlaf nachgewiesen werden.** 

Wie können wir uns auf einfache Weise wieder mehr erden?

Der einfachste und auch günstigste Weg dies zu tun, ist das Barfuß laufen. Aber auch das Schwimmen in der Natur ist genauso vielversprechend, da Wasser sehr gut leitet. Zudem gibt es spezielle Erdungsdecken und -laken, die man käuflich erwerben kann.

Übrigens ist das Erden in der traditionellen chinesischen Medizin fester Bestandteil vieler Behandlungsmethoden. Und auch Sebastian Kneipp hat das Barfußlaufen als Art und Weise der Erdung und einfacher Beginn der Abhärtung beschrieben.

Vielleicht möchtest du ja beim nächsten Waldspaziergang oder Gartenfest die Schuhe eine Weile ausziehen. Bei mir ist es mittlerweile feste Routine und ich bin immer ganz von den Socken. 😉

*Viele der Studien untersuchten nicht das Barfußlaufen, sondern die Wirkung von Erdungsbettlaken oder Elektrodenpflaster. 

**Ein in diesem Jahr erschienener Review (Jamieson 2023) spricht von vielversprechenden Ergebnissen und stellt die Wichtigkeit von weiterführenden randomisierten Kontrollstudien heraus, um die Effekte des Groundings klar nachweisen und den Einfluss weiterer Faktoren (sogenannter „Confounder“) ausschließen zu können.

Quellen:

Jamieson (2023). Grounding (earthing) as related to electromagnetic hygiene: An integrative review. Biomedical Journal, 46 (1), 30-40.

Josh Tickell & Rebecca Tickell (2019). The earthing movie: the remarkable science of grounding.

Oschmann, Chevalier & Brown (2015). The effects of grounding (earthing) on inflammation, the immune response, wound healing, and prevention and treatment of chronic inflammatory and autoimmune diseases. Journal of Inflammation Research, 8, 83-96.

Sinatra et al. (2017). Electric Nutrition: The Surprising Health and Healing Benefits of Biological Grounding (Earthing)”. Alternative Therapies, 23 (5), 8-16.

Utopia (2022). Grounding: Ist „Erdung“ für Menschen wirklich gesund?